Die nächsten fünf Jahre
Vor einigen Wochen sprach ich zu ein paar hundert Leuten in Boulder, Colorado, unter dem Motto „Die nächsten fünf Jahre“. (Hier zum Video auf Englisch.) Es ging hauptsächlich um die Frage, wie es uns gelingen kann, in verrückten Zeiten bei Verstand zu bleiben. Wir erleben gerade eine Zeit voller Turbulenzen, die nicht nur die Dinge im Außen betreffen, sondern auch unsere Suche nach Sinn und Bedeutung. Wir befinden uns inmitten eines rasanten Auflösungsprozesses unserer kollektiven Geschichten und Vereinbarungen. Das Bollwerk der alten Realität beginnt zu bröckeln. Ihre Verteidigungstruppen (wie die Mainstream-Medien) werden langsam nervös. Diejenigen, die uns nun eigentlich erzählen würden, was der bevorstehende soziale, wirtschaftliche und politische Umbruch zu bedeuten hat, haben ihre Glaubwürdigkeit verloren – und auch ihr Selbstvertrauen. In den nächsten fünf Jahren werden sich uns neue Geschichten, neue Bedeutungen und neue Identitäten aller Art als Ersatz für die alte Ordnung anbieten. Wenige davon werden heilsam sein, doch alle werden zumindest einen kleinen Funken Wahrheit in sich tragen. Wie bewahren wir in diesem Strudel des Lebens unsere geistige Gesundheit?
Die Coronazeit hat uns einen Vorgeschmack auf das gegeben, was noch kommt. Der Corona-Wahnsinn mag vorbei sein, doch an den sozialen und politischen Gegebenheiten, die ihn möglich machten, hat sich nichts geändert. Ich denke nicht, dass uns eine weitere Pandemie bevorsteht, so gerne einige diese Möglichkeit auch nutzen würden, um uns weiterhin auf Kriegsfuß zu halten. Nein, es wird eine andere Art von Wahnsinn sein, der im fruchtbaren Nährboden der Phobien, Spaltungen und nicht geheilten Traumata der Gesellschaft Wurzeln schlagen wird. Wir müssen darauf vorbereitet sein. Wir haben in den letzten Jahren viel gelernt: was Mut bedeutet, was Wahnsinn bedeutet, wie der Mob sich bildet, wie er manipuliert wird, welche Mächte hinter den Kulissen am Werk sind, wer diesen Mächten schutzlos ausgeliefert ist und wer nicht. Nun haben wir die Gelegenheit, das Gelernte anzuwenden, um bei Verstand zu bleiben und für andere die geistige Gesundheit zu bewahren.
Mit dieser Rede eröffne ich die Vorbereitungsphase auf ein neues Programm, das ich in etwa einem Monat ankündigen werde: das Projekt „Geistige Gesundheit“. Wie ich in der Rede darlege, bedeutet geistig gesund zu bleiben nicht nur, auf die richtigen Informationen zu hören oder die richtige Meinung zu vertreten. Es geht letztendlich um die Wiederherstellung unserer Beziehungen. Ein isolierter Mensch wird verrückt. Die Realität menschlicher und nicht-menschlicher „Anderer“ wird zur Theorie. Geschichten über andere ersetzen das direkte Erleben der Anderen. Die „geistige Gesundheit“ ist ein Gruppenprojekt.
Übersetzt von Janet Klünder, korrekturgelesen von Ingrid Suprayan. Die englische Originalfassung ist hier zu finden.
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